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17.08.2015
Künstlerin schärft das Bewusstsein

Moers. Die wichtigsten symbolträchtigen Zutaten für ihre Kunstinstallation fand Mikyung PAE am Veranstaltungsort selbst vor. Die Trauerweide auf der kleinen Kultur-Insel Nepix Kull im Moerser Stadtpark inspirierte die Künstlerin zu dem Namen ihrer Installation »Trauer-Weide«.

Der Name macht zudem sofort deutlich, dass es hier nicht um ein fröhliches Thema geht. »The truth is to be found« (die Wahrheit muss gefunden werden), steht auf den etwa 100 langen weißen Bändern, die PAE in den Zweigen der Trauerweide auf der Nepix Kull befestigt hat und die nun dort im Wind wehen. Und weiter: »Wasser ist normalerweise ein Zeichen des Lebens, aber in diesem Falle symbolisiert das Wasser, das die pyramidenförmige kleine Insel umschließt, die Tränen der koreanischen Frauen, die im zweiten Weltkrieg von der Kolonialmacht Japan zur Prostitution gezwungen worden waren«, erläuterte PAE.

Die Insel – die man nicht ohne Boot betreten kann – stehe außerdem für die Lager, wo diese Frauen unter Zwang festgehalten worden seien, machtlos waren, nicht weglaufen konnten.

Auf der Wiese der Insel legte die Künstlerin ein riesiges gelbes Pentagramm (fünfzackiger Stern) aus gelb gestrichenem Holz aus. Das Pentagramm galt in der Antike als Zeichen der Venus, der Göttin der Liebe. Es gilt als das Vorläufersymbol für das weibliche Geschlecht. Es wurde zur Abwehr von bösen Geistern und Dämonen verwendet. Dem Pentagramm stellte die Künstlerin das – ebenfalls aus Holz gefertigte – mittlerweile international verwendete Symbol für das weibliche Geschlecht zur Seite: Ein Kreis auf einem Kreuz. Als Farbe dafür wählte PAE ein Signalrot. 53 dieser Zeichen sind am rechten unteren Ende er Insel zu sehen. Sie stehen für die noch lebenden (bekannten) ehemaligen »Trostfrauen«, denen Mikyung PAE ihre Installation gewidmet hat.

Wie viele Trostfrauen es wirklich gab, darüber kursieren verschiedene Zahlen. Schätzungen gehen davon aus, dass es zwischen 100.000 und 200.000 Frauen waren, die in die japanischen Kriegsbordelle verschleppt und zwangsprostituiert wurden.

»Ich wollte diese Installation nicht machen, aber ich musste es einfach tun, um an diese Frauen zu erinnern. Das Thema ist immer noch ein großes Tabu in Korea. Es ist ein sehr bedrückendes Thema – die Wunden gibt es immer noch, und sie werden ewig bleiben«, meint Mikyung PAE.

Bewusst verzichtet die 62-jährige koreanische Künstlerin, die in Düsseldorf lebt und arbeitet, auf dramatische Bilder, sie nennt weder Namen der Opfer noch der Täter. Sie möchte keine Anklage erheben, aber das Bewusstsein für die systematische Unterdrückung und Demütigung von Frauen auf der ganzen Welt (wie beim Völkermord in Ruanda, im ehemaligen Jugoslawien und wie jüngst in Nigeria) schärfen.

Gut 80 Menschen waren am frühen Samstagnachmittag in den Stadtpark gekommen, um die offizielle Eröffnung der Installation von Mikyung PAE mitzuerleben. Sie war der Auftakt der alljährlich stattfindenden »Werkschau« im Künstlerzentrum Seewerk. Besucher konnten per Shuttlebus zum Seewerk fahren. Dort wurden am Wochenende Werke von verschiedenen Künstlern – unter ihnen Anatol Herzfeld und Frank Merks – ausgestellt und von hunderten Gästen besucht.


Angelika Küpperbusch / NRZ